08.03.2023
Handysucht kann gravierende Folgen haben. Wie Sie eine Handysucht erkennen – sowohl bei sich selbst als auch bei anderen – und was helfen kann, fassen wir im Folgenden zusammen.
Wer handysüchtig ist, hat den zwanghaften Drang, sein Handy zu nutzen. Häufig geht damit das Gefühl einher, ständig erreichbar sein zu müssen. Betroffene haben Angst davor, dass soziale oder geschäftliche Kontakte darunter leiden, wenn sie ihr Handy nicht bei sich haben.
Diese Begleiterscheinung der Handysucht nennt sich Nomophobie. Das ist die Abkürzung für „No-Mobile-Phone-Phobia“, was im Deutschen etwa „Kein-Mobiltelefon-Angst“ bedeutet.
Handysucht ist keine anerkannte Krankheit. Sie ist in keiner offiziellen Klassifikation gelistet – weder im ICD-11 (elfte Version der internationalen statistischen Klassifikationen der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) der WHO noch im DSM-5 (fünfte Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders).
Experten begründen diese Entscheidung damit, dass das Smartphone an sich keine Sucht hervorruft. Stattdessen sind es die Inhalte, die das Gerät bietet, die handysüchtig machen. Oft geht mit der Handysucht eine starke Internetabhängigkeit einher.
Den genauen Zeitpunkt zu bestimmen, ist schwierig. Ab wann jemand handysüchtig ist, hängt von vielen Faktoren ab. Die wichtigsten Symptome und auslösenden Faktoren fassen wir im Folgenden zusammen. So können Sie beispielsweise auch Anzeichen bei anderen erkennen und ihnen Hilfe anbieten.
Zu den Symptomen von Handysucht oder Nomophobie gehören:
Studien haben den Zusammenhang von Handysucht, Einsamkeit und Schüchternheit untersucht. Laut den Ergebnissen waren Probanden mit einer stark ausgeprägten Schüchternheit oder Einsamkeit im Alltag stärker als andere von Handysucht betroffen.
Eine Studie zur Handysucht in Deutschland (hier) aus dem Jahr 2020 hat ergeben, dass etwa 31 Prozent aller deutschen Handynutzer den Drang haben, ständig auf ihr Smartphone zu schauen. Besonders gefährdet sind laut der Erhebung minderjährige Smartphone-Nutzer.
Welche Apps und Anwendungen es sind, die Betroffene immer wieder zum Handy greifen lassen, ist unterschiedlich. Ist der Zugriff auf das Smartphone jederzeit und uneingeschränkt möglich, schlummert in folgenden App-Kategorien das größte Suchtpotenzial:
Viele Webseiten bieten eine Selbstdiagnose an, meist in Form eines Quiz. Viele stützen sich dabei auf die Smartphone-Abhängigkeits-Skala (SAS). Auf dieser Basis werden Behauptungen formuliert wie:
Diese Aussagen sollen Sie entweder bejahen oder verneinen. Je häufiger Sie zu einem Ja tendieren, desto eher könnten Sie an Handysucht leiden.
Solche Tests können zwar eine grobe Richtung vorgeben, ersetzen aber keine professionelle Einschätzung. Suchen Sie bei begründetem Verdacht auf Handysucht einen Therapeuten auf und beschreiben Sie Ihre aktuelle Situation und Ihre Sorgen ganz genau. Dann können Sie langfristige und nachhaltige Hilfe bekommen.
Zu den möglichen Folgen von unbehandelter Handysucht und Nomophobie gehören:
Die ersten Schritte im Kampf gegen die Handysucht müssen Sie selbst gehen. Ziel ist es, die Handynutzung zu reduzieren. Mögliche Vorgehensweisen sind:
Wollen Sie Ihre Nutzungszeit am Handy beschränken, gibt es zahlreiche Apps von Drittanbietern, die Hilfe versprechen. Diese sind häufig aber gar nicht nötig. iOS und Android bieten spezielle Tools bzw. Einstellungsmöglichkeiten, die Ihnen helfen, weniger Zeit am Handy zu verbringen.
iOS
Android
Manche Apps verbinden diese Funktionen mit einem spielerischen Aspekt, beispielsweise Forest (hier). Hier können Sie sich täglich neuen Zeitherausforderungen stellen und Ihre Limits nach und nach erhöhen. Andere Anwendungen wie Digitox (nur für Android) (hier) schlüsseln genau auf, in welche Kategorien die Apps fallen, die Sie am häufigsten nutzen (etwa Streaming, Social Media). So bekommen Sie einen genauen Einblick in Ihre Verhaltensmuster.
Ziel einer Therapie von Handysucht sollte es nicht sein, die Smartphone-Nutzung vollständig einzustellen. Aufgrund der Digitalisierung sind Smartphones zu einem festen Bestandteil der Gesellschaft und teilweise unverzichtbar geworden. Vielmehr ist es wichtig, dass Sie einen gesunden Umgang mit dem Gerät lernen.
In den Therapiesitzungen werden in der Regel zunächst Ihre Verhaltensmuster genau unter die Lupe genommen. Wann greifen Sie zum Smartphone? Wie lässt sich dieses Verhalten minimieren? Sie sollen herausfinden, warum Sie sich so verhalten. Jede Therapie ist individuell unterschiedlich und sollte auf Ihre Situation und Ihre Bedürfnisse abgestimmt sein. Sprechen Sie deshalb offen über all Ihre Probleme – nur dann kann der Therapeut Ihnen gezielt helfen.
Handysucht bedeutet, dass Betroffene nicht ohne Ihr Smartphone auskommen. Ist das Handy nicht in der Nähe, neigen Sie zu Angst, Panik oder Wut. Soziale Kontakte sowie die eigene geistige Gesundheit leiden unter der Handysucht.
Wer handysüchtig ist, kann sich selbst helfen. Android und iOS bieten Funktionen, um die Nutzungszeit von Apps zu beschränken. Eigens dafür entwickelte Anwendungen von Drittanbietern bieten weitere Funktionen und setzen beispielsweise auf spielerische Herausforderungen.
Betroffene sollten mit Freunden und Familie, aber auch mit einem Therapeuten über ihre Probleme sprechen. So bekommen sie zum einen Rückhalt im Alltag und zum anderen langfristige Hilfe, um die Handysucht in den Griff zu bekommen. Ziel einer Therapie sollte es sein, die Verhaltensweisen zu erkennen und seltener zum Handy zu greifen. Das Smartphone gar nicht mehr zu nutzen, ist aufgrund der Digitalisierung fast unmöglich.
Bei einer ausgeprägten Handysucht haben Sie das Gefühl, dass Ihr Smartphone immer bei Ihnen sein muss. Sie nutzen das Handy auch in unangebrachten Situationen und ignorieren beispielsweise soziale Kontakte. Sie kommunizieren hauptsächlich über das Handy.
Normalerweise nutzen wir das Smartphone etwa zwei bis drei Stunden täglich, wie Studien (hier) zeigen. Je älter die Nutzer sind, desto seltener schauen sie aufs Smartphone.
Haben Sie den Verdacht, dass Sie handysüchtig sind, sollten Sie einen Therapeuten aufsuchen. Im Rahmen zum Beispiel einer Verhaltenstherapie begeben Sie sich Schritt für Schritt in Situationen, in denen Sie ohne Handy auskommen sollen. So lernen und merken Sie, dass es Ihnen auch ohne Handy gut geht und Sie es nicht ständig dabeihaben müssen.
Handysucht ist keine anerkannte Krankheit. Gesundheitsexperten begründen diese Entscheidung damit, dass die Inhalte auf dem Handy die Sucht auslösen, nicht das Handy selbst. Betroffene sind oft süchtig nach sozialen Medien, Streaming oder Messengern.